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„Facetten von Gewalt und deren Entwicklung aus Entwicklungspsychologischer Sicht“

„Facetten von Gewalt und deren Entwicklung aus Entwicklungspsychologischer Sicht“

 

Ich schwinge noch in den Nachwehen eines 4tägigen Workshops mit Kolleg*innen als ich beim morgendlichen Facebook- Orakel auf die Oscar Verleihung und die Szene zwischen Will Smith und Chris Rock aufmerksam werde. Wobei, korrekter Weise muss ich von der Szene zwischen Will, Chris und Jada Pinkett sprechen, denn Jada spielt, auch wenn über sie kaum berichtet wird, aus meiner Perspektive eine entscheidende Rolle in dieser Szene.

 

Ich schaue mir die verschiedenen Statements zu diesem Ereignis sowohl auf Facebook, auf Instagram und auf LinkedIn an.

Einige Statements kann ich nachvollziehen, andere empfinde ich als spannende Perspektive, deren Konstruktion ich zwar nachvollziehen kann, die ich aber doch aus meiner Perspektive heraus als ein wenig „abenteuerlich“ erachte. Eins ist auf jeden Fall schnell klar… die Szene erhält eine verdammt hohe Aufmerksamkeit und das in einer Zeit, in der in und auf der Welt ne Menge anderes gleichzeitig los ist.

 

Das empfinde ich dann als besonders spannend und mein Geist fühlt sich dann eingeladen dieses Ereignis zu betrachten, darüber zu sinnieren und zu schauen was dazu in mir präsent wird und von welchen Orten in mir ich dem, auf unterschiedliche Art Bedeutung geben könnte.

 

So ist dies hier ein Artikel, in dem ich ein paar Aspekte mit Euch teilen mag die mir, während meiner Sinniererei begegnet sind. Wie immer gilt kein Wahrheitsanspruch. Sondern das bewegen einer, meiner Perspektive(n).

 

Das was für mich am spannendsten obenauf liegt sind: „Facetten von Gewalt und deren Entwicklung aus Entwicklungspsychologischer Sicht“. Ich könnte auch sagen/fragen, wie wächst und entwickelt sich Gewalt mit zunehmender Bewusstheit?!.

 

Fange ich mal mit dem wohl als offensichtlich bezeichneten an… Will stapft entschlossenen Schrittes auf die Bühne und verpasst Chris eine ich vermute mal schallende Ohrfeige, dreht sich weg, verlässt die Bühne und nimmt seinen Platz wieder ein.

 

Die dazu passenden Stimmen im Netz werden laut und vorwurfsvoll- entsetzen wird die Perspektive über einen Akt der Gewalt kommuniziert. Ein konkret sichtbarer Schlag- ein konkreter Akt der Gewalt.

 

Wenn ich STAGES als Bewusstseinsentwicklungsmodell mal als ein Modell zum Reflektieren zücke, dann kann ich sagen, dass es für diesen Akt der Gewalt nur ein Individuum mit Ich Bewusstheit und einem eigenen Willen zur Tat braucht.

 

Für diesen Akt reicht:

1)     Ich bin ich…

2)     ich will X! (X = was auch immer) und

3)     Dich zu schlagen/Dir weh zu tun gehört irgendwie dazu, bzw ist nötig damit ich mein Ziel erreiche/ meinen Willen durchsetze.

 

Für diesen Akt reicht es aus den/ das andere als Objekt zu betrachten. Ich brauche noch nicht mal einen Bezug zu einem Du dazu. Üblicherweise ist diese Entwicklungsstufe von der ich spreche- bei STAGES mit 1.5 bezeichnet- ein kindliches Bewusstsein, das wir bei Kleinkindern vorfinden, BEVOR ein*e Freund*in wichtiger wird als ein Spielzeug.

 

Zurück zur Szene: Was folgt sind eine Menge Spekulationen und Hypothesen über den Beweggrund des Aktes. Der Auslöser oder wir könnten auch sagen der/die Schuldige wird gesucht. Und da kommen dann Chris und Jada mit ins Spiel und in den Fokus der Diskussionen in den sozialen Kanälen. Hier geht es dann plötzlich um Beziehungen, was eine in Bewusstseins- Sprache gesprochen reifere Form ist. Diese reifere Form kann man daran erkennen, dass das DU darin eine Relevanz hat.

 

Die wildesten Spekulationen kursieren, ob Will seine Frau Jada als Besitz betrachtet und sie nur deshalb verteidigt, ihm wird unterstellt einer dieser Männer zu sein, die kollektiv Frauen versuchen klein zu halten… es gibt aber auch bewundernde Stimmen dafür, dass ein Mann seine Frau schützt und sich auch traut das wirklich deutlich zu zeigen, selbst dann, wenn es seinem Ruf schaden, oder negative Konsequenzen für ihn haben könnte.

Wieder andere behaupten es geht eigentlich um eine Konflikt Dynamik, die zwischen Will und Chris schon Jahre lang schwelt,….

 

Wenn wir uns mal wieder erlauben aus all diesen Hypothesen und Wirklichkeitskonstruktionen rauszuzoomen und auf die Struktur innerhalb dieser Spekulationen zu schauen, dann haben sie alle etwas gemeinsam.

Diese Erklärungen gehen davon aus, dass es um eine Beziehung zwischen einem ICH und einem DU geht.

Somit käme der konkrete Gewaltakt der Ohrfeige- als gleicher Akt wie auch zuvor- dieses Mal von einem anderen Ort der Bewusstheit aus zu Stande. Hier mal ein paar Möglichkeiten von Impulsauslösenden Faktoren mit ICH und DU- Bezug:

 

-         Ich liebe und schütze Dich

-         Ich bin für Dich da

-         untersteh Dich den Namen meiner Frau in den Mund zu nehmen

-         ich finde Dich doof

-         Dir steht das nicht zu

-         lass meine Frau in Ruhe

-        

 

In den Postings, in denen etwas differenzierter über die Personenbezüge diskutiert wird, wird meistens auch die Perspektive der „Tat“ von Chris mit eingebracht. Und an dieser Stelle mag ich den bisherigen Fokus auf eine konkrete Gewaltausübung mal auf die Ausübung von subtiler Gewalt ausdehnen.

Immer noch erkennen erschreckend viele Menschen nicht, dass subtile Gewalt, nur weil sie keine sichtbaren Hautrötungen und/oder blaue Flecken hinterlässt ebenso ein gewaltsamer Akt ist, der Wunden erzeugt. Dankenswerter Weise gibt es immer mehr auch wissenschaftliches Material und unter anderem Hirnscans die beweisen, dass beispielsweise soziale Ablehnung, und verbal kränkende Aussagen nachweislich das Schmerzzentrum in unserem Gehirn adressieren.

 

Heißt mal ganz deutlich übersetzt: es tut ebenso scheiße weh!!! Das gemeine daran ist… Du kannst keine blauen Flecke oder gebrochene Knochen vorweisen, wenn Du subtil verprügelt wurdest.

 

Schauen wir uns die kurze Reaktion in Jadas Gesicht an, nachdem Chris den angeblich (eigene Aussage) als Kompliment gemeinten Witz platziert hat, dann reicht ein bisschen Empathie oder eine gute Mimik Beobachtungsgabe aus, um zu erkennen, dass Jada es wohl alles andere als witzig fand.

 

Bitte versteht mich richtig, ich bin in diesem Artikel weder Klägerin noch Richterin, auch wenn ich eine eigene Meinung dazu habe… mir geht es hier nicht um wer ist schuld… mir geht es hier auch nicht um Wirklichkeitskonstruktion und die Übernahme von Selbstverantwortung für den internen Konstruktionsprozess eines Gefühls (dazu gern mal an anderer Stelle mehr). Mir geht es hier um ein Weiten unserer Perspektiven auf den Akt der Gewalt.

 

Für mich ist das was Chris an der Stelle getan hat ebenso ein Akt der Gewalt wie der Schlag von Will. Und wenn wir uns die Frage stellen, was davon sollte gesellschaftlich und rechtlich geahndet werden (können), finde ich lohnt es sich über den Tellerrand der konkreten Gewalt zu schauen.

 

Ja- Chris ist Comedian… und das Berufsbild gibt anscheinend irgendwie Erlaubnis sich über andere Menschen lustig zu machen, zumindest ist es das was ich auch in zahlreichen Postings gelesen habe.

Ich lese auch, dass es angeblich das Risiko einer jeden berühmten Persönlichkeit ist, dass man Spott, Hänselei, Verleumdung und vielem mehr permanent ausgesetzt ist, wenn man in der Öffentlichkeit steht- sei es als Schauspieler*in, Politiker*in oder sonstige irgendwie öffentlich interessante und/oder relevante Person.

 

Mit der Perspektive der subtilen Gewalt geschaut, bedeutet das: eine bestimmte Personengruppe muss/darf sich permanent subtil verprügeln lassen und darf sich nicht darüber empören oder wehren, weil Gesellschaft so entschieden hat, dass andere Personengruppen das Recht haben einfach ohne Rücksicht auf Verluste subtil auf andere einzuprügeln. Zum Wohle der Volksbelustigung ?!

 

Wen wundert es, dass wenn das Maß an Nehmerqualität, an Leidens- und Leidenswilligkeit irgendwann erschöpft ist, auch mal die konkrete Hutschnur platzt und auf eine konkrete, statt subtile Art zurückgeschlagen wird? Mal von dem was sich gesellschaftlich und rechtlich gehört abgesehen, doch auch irgendwie zutiefst menschlich nachvollziehbar. Flüchten, Kämpfen Totstellen sind halt als existenzielle Stressmuster in uns angelegt und mit welcher Verhaltensart wir diese Worthülsen im Falle des Falles füllen- eine Frage des aktuellen Zustandes und des Typus der betroffenen Person.

 

Ich wiederhole… das ist kein Statement und kein Aufruf subtile Gewalt mit konkreter Gewaltausübung heimzuzahlen. Aber ein Impuls, dass es vielleicht weniger konkret geplatzte Hutschnüre geben müsste, wenn wir nicht so oft subtile Wunden schlagen würden.

 

Ich bleibe nochmal ein bisschen beim Humor… ich selbst vereine die Pole Ernsthaftigkeit und Humor auf eine manchmal sehr fordernde Art in mir und ich mag auch die Spielarten der Ironie, des Sarkasmus und des Zynismus. Ich bin mir allerdings sehr bewusst, wo und mit wem ich es in welchem Kontext und zu welcher Gelegenheit spiele.

Ich plädiere dafür bei diesen humoristischen Spielarten anzuerkennen, dass ich ebenso wie mit einem Baseball Schläger -am richtigen Ort und auf die richtige Art eingesetzt- verdammt viel Spielspaß haben kann, dass ich damit aber auch einen hohen Schaden anrichten kann, wenn ich ihn leichtfertig schwinge oder mit der Intention verletzten zu wollen.

 

In Unserem Alltag schwingen so viele Menschen diesen humoristischen Baseballschläger auf unbewusste Art und versetzen/verursachen (meist ohne es zu checken) tiefe Wunden beim Gegenüber.
Da ich dazu neige an das Gute im Menschen zu glauben, unterstelle ich den meisten keine böse Absicht, sondern mangelnde Bewusstheit.

Grade im Bereich von Ironie, Sarkasmus und Zynismus spielen glaube ich viele Menschen mit, ohne die Spielregeln wirklich verstanden zu haben.

 

Daher hier mal eine Mini- Unterscheidung dieser „humoristischen Spielarten“ und ihres Gewaltpotenzials:

 

Was ist Ironie? Das Wort „Ironie“ stammt aus dem griechischen eironeia (Verstellung, Vortäuschung). In diesem Sinne täuscht der Sprecher mit rhetorischen Mitteln eine Aussage vor, meint aber genau das Gegenteil.

Ironie zeichnet sich also dadurch aus, dass Du das Gegenteil von dem sagst, was Du tatsächlich meinst.

Als Stilmittel ist Ironie in unserer Alltagssprache weit verbreitet und findet sich wohl in unserer gesprochenen, als auch geschriebenen Sprache.
Um das Spiel der Ironie kenntlich zu machen, nutzen wir meist körpersprachliche Elemente, Paraelemente in unserer Stimme, Gesten oder ein Zwinkern um unserer/unserem Spielpartner*in kenntlich zu machen, dass wir das Spiel der Ironie spielen und die folgende Aussage bitte nicht ernst genommen werden soll.

 

Beispiel:

Wenn alle Beteiligten Lust am Spiel haben und Ja dazu gesagt haben, kann Ironie durchaus auch lustig sein.

(Vorsicht bei geschriebener Ironie…. Nicht immer schaffen es Emoticons ausreichend das Spiel zu kennzeichnen und selbst wenn Du *Ironieschalter an* und *Ironieschalter aus* verwendest, fehlen immer noch wesentliche Elemente, die wir Menschen sonst nutzen, um sicher zu stellen, dass es wirklich „nett“ gemeint war/ist.)

 

Kommen wir zurück auf Chris… Ein Comedian der meist ironisch und sarkastisch unterwegs ist. Erwarten wir von diesem Menschen plötzlich ein ernstgemeintes Kompliment? Woran könnten wir erkennen, dass er Jada wirklich ein Kompliment machen wollte und nicht genau das Gegenteil meinte?

 

Merkt ihr… gar nicht so leicht mit der Ironie….

 

Der Empfänger der ironischen Botschaft muss den Sinn erst entschlüsseln. Er muss zuerst überlegen, ob die Aussage wörtlich gemeint ist oder nicht und dann die übertragene Bedeutung herausfinden. 

Aus diesem Grund ist der Kontext, also der Zusammenhang, sehr wichtig, damit ironische Äußerungen die „richtige“ Wirkung erzielen. Wichtig ist auch, dass alle Gesprächsteilnehmer*innen über das gleiche Wissen verfügen, damit sie die Bedeutungsumkehr überhaupt verstehen, damit die Entschlüsselung der Botschaft überhaupt möglich wird.  Wie Du siehst: das Missverständnis UND das Verletzungspotenzial sind einfach sehr hoch.

 

Insbesondere weil Ironie und Sarkasmus im alltäglichen Gebrauch gerne mal miteinander verwurschtelt werden.

 

Mit dem Stilmittel des Sarkasmus wird ein Gegenüber persönlich angegriffen und/oder dessen Eigenschaften verspottet.

Das gemeine dabei: viele gehen bei der Anwendung von Sarkasmus ironisch vor. Damit wird der humoristisch, lustige Aspekt der Ironie genutzt um sarkastische Äußerungen, die aber selten lustig, sondern eher verletzend gemeint sind zu platzieren. Spürt der Empfänger das und versucht sich von der Aussage abzugrenzen, zu wehren, oder zu verteidigen nutzt der Sender häufig das Label der Ironie und unterstellt dem Empfänger den Humor der Ironie nicht zu verstehen.

 

Kommen wir wieder zurück auf die Perspektive der subtilen Gewalt…. So nutzt der Sender hier eine subtile schallende Ohrfeige, die wir hier mal Sarkasmus nennen und versucht mit dem Label der Ironie den Verletzten dazu zu zwingen noch darüber lachen zu müssen, weil er sonst die nächste Klatsche erhält zu dumm zu sein, um ironischen Humor zu verstehen… heißt die zweite Ohrfeige kommt quasi als Gratiszugabe direkt mit der ersten mit.

 

Schaue ich als Zuschauerin auf diese Szene zwischen Jada, Will und Chris, dann ist für mich nicht eindeutig erkennbar um welchen Stilmix es sich in der Aussage von Chris handelt.

Schaue ich auf das was ich im Alltag häufig beobachte, dann sehe ich viele subtil gewatschte und verwundete Menschen, die sich unter der geschwungenen Fahne, der angeblich nicht verstandenen Ironie, bei den Watschenden dafür entschuldigen, dass es weh tat.

 

Übersetzt mal wieder ins Konkrete, weil es für mich dann nochmal drastischer im Vergleich wird… wie viele geohrfeigte Menschen hast Du schon gesehen, die sich bei dem/der Schläger*in dafür entschuldigen, dass sie nicht verstanden haben, dass sie ja nur geschlagen haben, weil es für sie lustig war/ist.

 

Gesellschaftlich, kulturell wird die subtile Form von Gewalt nicht ausreichend mit geahndet… verständlich auch… wer hat schon in dem Moment, in dem es geschieht, einen Hirnscanner dabei um zu beweisen dass das Schmerzzentrum betroffen war/ist….

 

Und würde es im eigenen Schmerzempfinden was verändern, wenn der Sender einen Beweis vorlegen könnte/müsste, von welchem Ort in sich er die Botschaft gesendet hat? War es nett gemeint als Spiel und/oder sollte es verletzen?! Wer weiß das schon? Vielleicht weiß es nicht mal der/die Sender*in selbst ganz genau.

 

Nur der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt: bei Zynismus handelt es sich nicht um ein kommunikatives Stilmittel, sondern um eine Geisteshaltung: Zyniker*innen lehnen gesellschaftliche Normen ab und machen sich oft in ironischer und/oder sarkastischer Weise über diese lustig.

Kommen wir zurück auf die subtilen Ausdrucksformen der Gewalt… so dürfte uns klar geworden sein, dass mit zunehmender Bewusstseinsreife (STAGES 3.5) die volle Bandbreite der Gewalt der kommunikativen Stilmittel Ironie, Sarkasmus und Zynismus zur Verfügung steht.

 

Je reifer/später sich Bewusstheit entwickelt, desto energetisch feiner und weniger konkret greifbar werden die Mittel und Objekte, mit denen wir zusätzlich Gewalt zufügen können.

 

Um es anders zu formulieren… wer auf Musterebene Ironie und Sarkasmus nicht versteht, oder wessen Bewusstheit noch nicht reif genug entwickelt ist, um diese Stilmittel verstehen zu können, wird vielleicht Verwirrung und Unverständnis erleben, aber erkennt den Angriff im Sarkasmus nicht und fügt sich dadurch vielleicht gar keine Wunde zu. Die gewünschte Wirkung des Empfängers tritt erst ein, wenn die Botschaft decodiert werden kann.

 

Wenn wir, nachdem wir den STAGES „Upshift“ von der Stufe 1.5 auf die 3.5 gewagt haben, mal den Upshift auf die Stufe 5.5 wagen, da kommen Projektionen als gewaltsamer Akt mit ins Feld.

Und die sind vielfältig. In diesem Artikel beschränke ich mich mal auf die konkreteren Projektionen und gebe mal ein paar Beispiele:

 

Ich meine an dieser Stelle nicht nur wie geohrfeigt sich ein projektionsbewusster Mensch fühlt, wenn der/die Partner*in beispielsweise eine Mutter oder Vaterprojektion auf ihn/sie wirft.

 

Ich spreche auch von dem Druck, der auf einem Menschen lastet, wenn „golden projections“ ihn/sie auf einen Tron setzen. Ich spreche auch von den Idealbildern die alltäglich auf Menschen geworfen werden: der perfekte Sohn, die Tochter, die ich mir immer gewünscht habe, der/die Therapeut*in die mich endlich heilen wird, den/die ideale*n Partner*in den/die ich nun endlich gefunden habe.

Ich spreche auch von all den Projektionen in denen Menschen glauben, sie wüssten wer der/die andere ist und was dieser andere Mensch angeblich braucht, was ihm/ihr angeblich gut täte,….

 

Schaut Euch all die Meinungsbilder die zu besagter Szene im Netz kursieren an und ich sage: „Welcome in projectionland“.

Schaut Euch an wie viele unterschiedliche Versionen von Will, Jada, Chris ihr da im Netz findet… Menschen glauben zu wissen wer diese Menschen sind, was sie denken, fühlen, bewerten und urteilen über ihr Verhalten und *Ironie an* wissen oft ganz genau was eigentlich richtig und gut für sie sei und was nicht. *Ironie aus*.

 

Und ja, es gibt Menschen, die in der Lage sind, all diese Projektionen zu spüren und denen das Schmerz auslöst.

 

*Zynismus an* Glücklicherweise befinden sich noch so wenige Menschen in diesem späten Alltagsgewahrsein, so dass der Schmerz in diesem Schmerzkörper noch vielen erspart bleibt. (*Zynismus aus*).

 

Was nicht bedeutet, dass nicht auch frühere Stufen einen Schmerz aus bestimmten Projektionen erfahren. Hier mal ein Beispiel:

 

Wer kennt es nicht, dass die Gerüchteküche brodelt und ihr irgendwo von irgendwem erfahrt, dass sich mal wieder jemand irgendwo ein Urteil über Euch erlaubt und die eigene Wirklichkeitskonstruktion in der Welt verkündet als sei es die Wahrheit. Und wahrscheinlich kennt ihr das auch, dass ihr Euch dann manchmal fragt, von wem da die Rede sein soll, denn manchmal fühlt man sich in der Wahrnehmung und Schilderung der anderen so verformt, dass man sich selbst nahezu nicht mehr erkennt.

 

Oder ihr sucht Euch irgendwo Unterstützung/Beratung oder erhaltet mehr oder weniger ungefragten Rat mit übergestülpten Meinungen wie ihr angeblich richtig wärt, was ihr angeblich noch alles tun müsstet um dann richtig, gut, geheilt genug, fähig genug, oder sonst was zu sein….

 

Idealbilder die meist so wenig mit Natürlichkeit zu tun haben, und von den Weltbildern, dem Gewordensein und der Wirklichkeitskonstruktionen der Sender so verformt sind und wurden, dass sie gar nicht zu Euch passen können, gar nicht auszufüllen sind, wenn man sich nicht bis zur Unkenntlichkeit zu verbiegen versucht.

 

Merkt ihr, dass der Gewaltakt hier noch subtiler wird und noch weniger greifbar? Dass es noch schwieriger wird es zu benennen oder zur Rechenschaft zu ziehen?

 

Ich weiß ich war noch im Jugendlichen Alter. Damals schon mit meinem späteren Ehemann zusammen. Er liebte die Ironie und spielte dieses Spiel wirklich mit großer Freude. Ich weiß gar nicht mehr, wo wir diese Aussage damals aufschnappten, aber ich teile sie gern mit Euch:

 

„Ironie ist Aggression und Aggression erzeugt gegen Aggression“. Uns hat das damals sehr zu denken gegeben und wir begannen damals sehr achtsam mit unserer Vorliebe für Ironie und Sarkasmus umzugehen und erkannten wie oft sich Menschen eigentlich darin verletzt fühlten.

 

Aus meiner heutigen Perspektive, als Freundin des konstruktivistischen Weltbildes weiß ich sehr wohl um meine Selbstverantwortlichkeit im Kreieren meiner Wunden.

 

Ich weiß, dass keine verbale Aussage mich verletzen kann, wenn sie mich nicht an einem für mich sehr wichtigen Punkt trifft. Ich bin viel mit Projektionen beschäftigt und spüre den Unterschied, wann eine Projektion wie an einer Duschkabine mit Lotusblüten Effekt an mir abperlt und wann sie mich an einem wunden Punkt erwischt, der dieser Projektion ermöglicht an mir anzuhaften. Wann mich die Projektion an einem bereits in mir angelegten Introjekt trifft, oder wann ich mich eingeladen fühle, die Projektion des Gegenübers zu introjizieren.

 

Ich persönlich weiß also sehr bewusst, welche Bausteine meines Gewahrseins ich nutze, um mir meine Wirklichkeit zu konstruieren und Spiele zu spielen oder nicht zu spielen.

 

Und ich erlaube mir das Mensch sein darin… ich erlaube mir mich darin zu erschrecken und auch mal einen Moment einzufrieren, erlaube mir den Schmerz der Verletzung zu spüren und vielleicht auch die ein oder andere Träne zu vergießen, ich erlaube mir den Rückzug, um die Wunden meines GewordenSeins zu lecken, wenn sie sich wieder melden oder mich zu versorgen, wenn ich mir eine neue Wunde zugezogen habe. Ich erlaube mir aber auch mich abzugrenzen, zu konfrontieren, wenn ich subtile Gewalt erfahre. Insbesondere dann, wenn ich den Eindruck habe, dass es keine einmalige Geschichte ist.

 

Und ich versuche sehr achtsam mit meinen eigenen Bedeutungsgebung und Projektionen unterwegs zu sein. Auch und vielleicht sogar noch mehr in Kontexten, wo ich weiß, dass es da noch kein voll ausgeprägtes Projektionsbewusstsein gibt. Denn das was mir nicht bewusst ist, dagegen kann ich mich noch gar nicht wehren.

 

Wozu dieser Artikel? Neben dem, dass es für mich ein freudiges Spiel war ihn zu schreiben?

 

Ich mag Dich einladen bewusster mit der Gewalt in dieser Welt umzugehen.

Sowohl mit der Gewalt die Du selbst, sei es konkret und/oder subtil erfährst, als auch mit der subtilen Gewalt, die Du ausagierst.

 

Ich mag Dich inspirieren Sarkasmus und Zynismus sehr bewusst einzusetzen und vorher klar zu entscheiden, ob Du diesen Akt der Gewalt grade ausagieren möchtest und wem und wozu das dient.

 

Ich mag Dich einladen, falls es Dir bewusst ist, Deine Projektionen zu Dir zurückzunehmen und/oder sie deutlich zu kennzeichnen, damit Dein Gegenüber merkt dass Deine Sicht nicht mehr, aber auch nicht weniger als EINE mögliche Perspektive ist.

 

Ich mag Dich einladen zu prüfen, ob es grade sinnvoll ist, zynische oder karikierende Postings über andere Menschen zu teilen. Wem ist gedient, wenn man mit Sarkasmus und Zynismus Menschen provoziert die zum Beispiel grade in ihrer Rolle die Macht haben, bestimmte Knöpfe zu drücken? Wozu willst Du wirklich beitragen mit dem Impuls diesen Post zu teilen. Und gibt es vielleicht eine andere Art das zu tun, als subtil weiter Gewalt und Aggression zu nähren, die sich an anderer Stelle der Welt dann konkret entlädt?

 

Und ich mag Dich einladen Du (egal wie gut ausgebildet Du bist und wie weitreichend Dein Expertentum ist) …. Wenn Du mal wieder einen Anfall hast, in dem glaubst zu wissen wer jemand anderes ist, was er/sie angeblich für Probleme hat … wenn Du glaubst genau zu wissen, wie dieser Mensch eigentlich sein müsste, was er/sie eigentlich alles tun müsste damit er/sie in Deinen Augen richtig ist, oder du das Prädikat wertvoll oder das Sigel „Du hast es geschafft“ verteilen würdest…. Ich mag Dich einladen dann… einfach mal die Klappe zu halten und Deinen Senf bei Dir zu halten, zu warten bis der Anfall vorbei ist, damit Du dann vielleicht wieder eine Chance hast Durch Deine Projektionsfilter einen Hauch des Menschen zu erfassen, wie er wirklich (gemeint) ist.

 

„Bei all dem was ich weiß- weiß ich, dass ich nichts weiß! Verwechselt die Bedeutungsgebung im ProjectionLand nicht mit der Wahrheit.“

 

Auf ein möglichst gewaltarmes Miteinander,

Treya

 

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